Der Realschulabschluss in Hessen kann nach dem erfolgreichen Abschluss der 10. Klasse an einer Realschule, einer verbundenen Haupt- und Realschule, einer Mittelstufenschule oder einer Gesamtschule erworben werden. Er stellt einen mittleren Bildungsabschluss dar und ermöglicht den Übergang in weiterführende Bildungsgänge oder den Einstieg ins Berufsleben.
Der Realschulabschluss wird in anderen Bundesländern auch häufig als Mittlerer Schulabschluss (MSA) oder Mittlere Reife bezeichnet.
Wie wird der Realschulabschluss erworben?
Beim mittleren Abschluss erfolgen am Ende der 10. Klasse zentrale Prüfungen, wodurch landesweit vergleichbare Abschlüsse gewährleistet werden. Das Verfahren besteht aus zwei Teilen:
- Zentrale schriftliche Prüfungen in den Fächern Deutsch, Mathematik und 1. Fremdsprache
- Hausarbeit mit Präsentation in einem anderen Fach aus dem Pflichtbereich
Beide Elemente fließen dann neben den Leistungen des vergangenen Schuljahres in die Berechnung der Abschlussnote ein.
In unseren Prüfungsheften findest du die zentralen schriftlichen Prüfungen vorausgegangener Jahre inklusive ausführlicher Musterlösungen:
Ermittlung von Endnoten und Gesamtleistung für das Abschlusszeugnis
Die Prüfungsfächer gehen sowohl bei der Ermittlung der Endnote aus Jahrgangsnote und Prüfungsleistung als auch bei der Gesamtleitung mit zweifacher Gewichtung ein.
Endnoten
- Nichtprüfungsfächer: Die Endnoten entsprechen den Jahrgangsnoten am Ende der Klasse 10 bzw. den letzten Noten in den Fächern, die in der 10. Klasse nur in einem Halbjahr unterrichtet wurden.
- Prüfungsfächer: Die Endnoten ergeben sich aus den zweifach gewichteten Noten des jeweiligen Fachs am Ende der Klasse 10 und den einfach gewichteten Prüfungsleistungen, gerundet auf eine ganze Note. Im Abschlusszeugnis werden die so errechneten Endnoten aufgenommen.
Gesamtleistung und Abschlusszeugnis
Im Abschlusszeugnis finden sich die Endnoten der Jahrgangsstufe 10. Die Gesamtleistung errechnet sich aus dem Durchschnitt aller Endnoten einschließlich der Noten aus dem Wahlpflichtunterricht, wobei die Endnoten der Prüfungsfächer zweifach gewichtet werden. Die Gesamtleistung wird mit einer Dezimalstelle ohne Rundung ausgewiesen.
Wann hat man den Realschulabschluss bestanden?
Den Realschulabschluss erwirbt man, wenn als Gesamtdurchschnittsnote 4,4 oder besser erreicht wird.
- Eine Note 5 in Deutsch, Mathematik oder der 1. Fremdsprache kann nur durch die Note 2 in einem der beiden anderen oder zwei mal der Note 3 in beiden anderen Fächern ausgeglichen werden.
- Die Note 5 in einem der anderen Fächer kann nur durch eine Note 2 in einem anderen oder zwei mal die Note 3 in zwei anderen Fächern ausgeglichen werden.
Weiterführende Bildungsgänge mit Realschulabschluss
Mit dem Realschulabschluss ist die Aufnahme einer dualen Ausbildung möglich.
Hat man zwei der Fächer Deutsch, Mathematik und 1. Fremdsprache mindestens mit Note 3 und das dritte nicht schlechter als mit Note 4 abgeschlossen, berechtigt dies zum Übergang in eine Fachoberschule.
Anerkennung als qualifizierender Realschulabschluss
Für den qualifizierenden Realschulabschluss gelten die Voraussetzungen gemäß § 59 Abs. 3 und 4 VOBGM. Dafür müssen die Notendurchschnitte sowohl in den Hauptfächern Deutsch, Mathematik und 1. Fremdsprache als auch in übrigen Fächern 3,0 oder besser sein.
Weiterführende Bildungsgänge mit qualifizierendem Realschulabschluss
Der qualifizierende Realschulabschlusses berechtigt zum Übergang in die Fachoberschule, die gymnasiale Oberstufe und das berufliche Gymnasium.
Realschulabschlussprüfungen
Neben den Jahrgangsnoten sind die Prüfungen ein wesentlicher Teil des Realschulabschlusses. Die Prüfungen bestehen aus einem schriftlichen Teil und der Präsentationsprüfung.
Schriftliche Prüfungen (Zentralprüfungen)
Die Termine für die schriftlichen Prüfungen am Ende der 10. Jahrgangsstufe werden durch das Kultusministerium landeseinheitlich festgelegt und beginnen jeweils um 9 Uhr. Bevor die Bearbeitungszeit beginnt, steht für die Aufgabenauswahl und allgemeine Fragen eine begrenzte Zeit zur Verfügung. Die inhaltlichen Anforderungen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Deutsch
Die schriftliche Deutschprüfung umfasst verschiedene Aufgaben, die die Leseverständnis, Textanalyse, Schreibkompetenz und Grammatikkenntnisse der Schülerinnen und Schüler überprüfen und hat eine Dauer von 180 Minuten. Die Prüfung besteht aus zwei Teilen.
- Teil I - Lesen: Es kann zwischen zwei Texten aus den Gattungen Prosa oder Sachtext gewählt werden. Dabei sind Aufgaben zum Textverständnis und zur Interpretation zu lösen.
- Teil II - Schreiben: Der zweite Teil der Deutschprüfung untergliedert sich noch einmal in zwei Wahlaufgaben zur Textproduktion (Beschreibung, Bericht, Erzählung oder Argumentation) und verpflichtende Aufgaben zur sprachlichen Richtigkeit (Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik)
Mathematik
Die schriftliche Mathematikprüfung hat eine Dauer von 135 Minuten und besteht aus einem Pflicht- und einem Wahlteil.
- Pflichtteil: Alle Aufgaben müssen bearbeitet werden. Für einen Teil der Aufgaben ist die Benutzung von Taschenrechner oder Formelsammlung nicht zulässig.
- Wahlteil: Hier kann eine vorgegebene Anzahl von Aufgaben aus den vorliegenden Wahlaufgaben unterschiedlicher Themenbereiche ausgewählt werden.
Fremdsprache
Bei der schriftlichen Prüfung für die Fremdsprache (meistens Englisch oder Französisch) werden die Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler in den Bereichen Hörverstehen, Leseverstehen, Schreiben und Sprechen getestet. Die Dauer beträgt 135 Minuten. Die zentrale Prüfung für Englisch besteht aus 4 Teilen:
Teil A: Hörverstehen
Teil B: Textverständnis
Teil C: Sprachgebrauch
Teil D: Textproduktion (mit Wahlmöglichkeit von Aufgaben)
Hier findest du weitere Informationen zu den einzelnen Prüfungsfächern
Präsentationsprüfung
Die Präsentationprüfung erfolgt im 1. Halbjahr der 10. Jahrgangsstufe auf Basis einer Hausarbeit. Die Schülerin bzw. der Schüler kann nach Beratung mit seiner Lehrkraft das Fach wählen, es muss sich aber um ein Fach aus dem Pflichtbereich (nicht Wahlpflichtbereich) handeln und das gewählte Thema muss von der Schulleitung genehmigt werden. Die Termine der Hausarbeit und der Präsentation legt die Schule fest. Die Dauer der Präsentation beträgt in der Regel etwa 10 Minuten zuzüglich eines angemessenen Zeitraums für Nachfragen.
Die Hausarbeit selbst wird nicht bewertet, sondern dient der Vorbereitung der Präsentation einschließlich der möglichen Nachfragen. Die Abgabe der Hausarbeit ist jedoch Voraussetzung für die Zulassung zur Präsentation.
ACHTUNG: Auch wenn die Hausarbeit selbst nicht bewertet wird, führt ein Plagiat automatisch zu der Note ungenügend in der Prüfung! |
Vorbereitung auf die Prüfungen
Das Kultusministerium gibt den den Schulen die Themeninhalte für die Fächer Mathematik, Deutsch und Englisch vor. Die Aufgabenstellungen erwachsen aus dem Unterricht des gesamten Schuljahres und werden zentral vom Kultusministerium gestellt. Auch wenn diese Prüfungen eine besondere Bedeutung haben, wird nur das verlangt, was man bei einer regelmäßigen und aktiven Teilnahme am Unterricht auch bewältigen kann.
Vorbereitung auf die schriftlichen Prüfungen
Eine gute Vorbereitung auf schriftliche Prüfung ist immer das Üben anhand von Aufgaben vergangener Prüfungen, denn die Prüfungen haben jedes Jahr einen sehr ähnlichen Aufbau. Hier sind einige Aufgabenbeispiele zur Vorbereitung aufgelistet:
- Deutsch - Sprachliche Richtigkeit (Aufgaben)
- Deutsch - Sprachliche Richtigkeit (Lösungen)
- Mathematik - Abschlussarbeit Prototyp 2023 (Aufgaben)
- Mathematik - Abschlussarbeit Prototyp 2023 (Lösungen)
- Englisch - Use of Language Prototyp A (Aufgaben)
- Englisch - Use of Language Prototyp A (Lösungen)
- Englisch - Use of Language Prototyp B (Aufgaben)
- Englisch - Use of Language Prototyp B (Lösungen)
Mit unseren Prüfungsheften kannst du deine Kenntnisse in einer Prüfungssimulation unter Realbedingungen mit vollständigen Originalprüfungen der letzten Jahre testen. In den Prüfungsheften sind auch ausführliche Musterlösungen zu allen Originalprüfungen enthalten.
Worauf ist bei der Präsentation zu achten?
Für alle Präsentationen gilt, dass die Vortragsweise den Gesamteindruck wesentlich beeinflusst. Rede daher langsam und lege Pausen ein. Sprich in kurzen Sätzen, vor allem in Hauptsätzen. Stehe mit beiden Füßen fest auf dem Boden (kein Wippen oder Wackeln) und nimm die Hände aus den Hosentaschen!
Bei der Präsentationsprüfung sind 3 Schwerpunkte zu beachten, die bei der Bewertung eine Rolle spielen:
Inhaltlicher Schwerpunkt
- Wird die Themenwahl begründet?
- Sind wesentliche Inhalte erfasst und dargestellt?
- Wie ist die inhaltliche Strukturierung? („Gibt es einen roter Faden?“)
- Sind visuelle Medien inhaltlich korrekt?
- Werden die Fragen im Anschluss an die Präsentation zufriedenstellend beantwortet?
Sprachlicher Schwerpunkt
- Ist eine dem Thema angemessene Sprache gewählt?
- Ist die Sprache klar und verständlich?
- Erfolgt möglichst freies Sprechen in vollständigen Sätzen?
- Ist die Sprache treffsicher und differenziert?
Formaler Schwerpunkt
- Ist der Ablauf der Präsentation gut organisiert?
- Wird richtig zitiert?
- Sind Methoden und Präsentation vorüberlegt? (z.B. Tafelanschrieb, Plakat, Filmsequenz etc.)
- Wird die vorgegebene Zeit (i. d. R. 10 Minuten) eingehalten?